Dresden Backstage
Als im Februar 2021 endlich – lange ersehnt und erhofft – der Winter auch nach Dresden kam mit Kälte und Schnee, bestritt ich den Weg von meiner Wohnung ins Büro für etwa zwei Wochen zu Fuß. Ich nahm dabei Wege durch Nebenstraßen – vorbei an Baustellen, Parkplätzen und Hinterhöfen und manchmal schlichtweg "querfeldein". Was ich auf diesem ca. 4,5 Kilometer langen Weg sah, inspirierte mich zu dieser Fotoserie, die ich dann einige Wochen später bei warmem Frühlingswetter umsetzte.
Die Ikonografie Dresdens wird im Wesentlichen von seinen insbesondere barocken Bauwerken bestimmt. Semperoper, Zwinger, Frauenkirche und Co. – sie verkörpern das zentrale Selbst- und Fremdbild der Stadt, das allenfalls noch durch die Erinnerung an deren Zerstörung im Februar 1945 durchbrochen wird. Als Bürger Dresdens hat mich diese „Schokoladenseite“ der Stadt fotografisch noch nie wirklich interessiert. Vieles von dem, was seit Mitte der 90er Jahre historisierend wieder aufgebaut wurde, wirkt zudem bisweilen wie Disneyland.
Viel spannender fand ich daher meist das, was sich gleichsam auf der Rückseite der Bühne dieser Hochglanzansichten entdecken lässt. Und so erging es mir auch auf meinem Weg zur Arbeit im Februar. In der Stille und Verlassenheit von Hinterhöfen und Nebenstraßen, in der Infrastruktur und Gestaltung dieser städtischen Räume, in den abgestellten Alltagsgegenständen und in den bisweilen bizarren Relikten von Schriftzeichen und sonstigen grafischen Botschaften blitzt etwas auf vom Alltagsleben der Menschen wie auch von ihren Wünschen, Ängsten und Sehnsüchten. Das vordergründig Unscheinbare solcher Motive übt auf mich daher stets einen größeren fotografischen Reiz aus als so gut wie jede Aufnahme der Frauenkirche.